Die Große Rodl - Endlich!

Nach einigen Regenschauern war es am Sonntag endlich soweit: Ende Mai und die Große Rodl hat einen Pegel von 160!

Eigentlich wollte ja Christoph (Matscheko) mit, aber er war dann ein bissl unpässlich. Also sind Horstl und ich alleine los. Das Wetter war immer noch ungemütlich, der Regen versprach gut Wasser - alles andere war egal!

Fix war man umgezogen und bereit am Einstieg beim Sportplatz in Gramastetten. Anfangs geht's ruhig dahin, die kleinen Wehre sind kein Problem - nur ein wenig blutet einem das Herz, wenn das Boot über die Steine kratzt und wieder ein paar Gramm Kunststoff der Natur überantwortet wird.

Bald geht es dann auch schon los: schönes WW III, echt nett. Dann kommt auch schon bald das erste Highlight: der sogenannte Tischlerhupfer. Ein Hupfer mit ca. 1 Meter, den man schön über eine kleine Schanze mittig fahren kann. Ein kleiner Boof schadet nie! Ich hab's mir angeguckt, Horstl schön ab durch die Mitte, danach war ich dran. Auch ohne Probleme durch, nur ein bissl zu weit links (kam mir halt so vor - aber sei's drum).

Weiter ging's mit schönem verblocktem Wildwasser. Die Schwierigkeiten nehmen ein bißchen zu, die nächste Schwallstrecke mündet dann in's Waldbad. Solange die Rodl noch soviel Wasser hat, ist der Durchlass offen und an baden sollte man dann nicht denken - außer man möchte den folgenden Waldbadausgang runter schwimmen, eine ca. 2m hohe V-förmige Stufe. Mittig gefahren wird es einen wahrscheinlich komplett versenken, eventuell sogar ein wenig rückläufig. Ganz rechts gibt's eine kleine Schanze, die einen wohl schön in die Mitte wirft. Wir sind's eher links gefahren, auch über eine kleine Schanze, die einen ohne Probleme schön geradeaus läßt.

Danach geht's gleich wieder schön verblockt weiter. Bei dem Wasserstand hat man mit vielen Steinen zu kämpfen, Slalomtraining ist angesagt. Die Rodl ist echt geil! Es dauert nicht lange, und man nähert sich der nächsten charakteristischen Stelle: der Hühnerleiter: Ein verblockter Katerakt, der scheinbar nur ganz links über einen größeren Abfall zu fahren ist. Aussteigen und anschauen war ein wenig schwierig, also hörte ich auf Horstl:

"Fahr eher links an und stell die Spitze dann nach rechts. Kann sonst a bissl auf einen Felsen gehen"

Wow, wenn man eine Stelle nicht kennt und dann sowas zu hören bekommt, puuh, wer kann sich das Gefühl im Bauch vorstellen?

Mit Anspannung auf die Abrisskante zu, ein letzter Schlag auf der linken Seite, die Spitze dreht nach rechts und ein wunderschöner Boof ins freie Wasser!

Uff, war gar nicht so wild ;-)

Aber schon geht's weiter, schnell, verblockt, aber fair! Langsam nähert sich der Höhepunkt:

Der ZuckerhutDer Zuckerhut

Der Zuckerhut! Sagenumwobene Stelle im Mühl/4, die selbst erfahrenen Paddlern vor laufenden Kameras noch mal blöd kommt! Schon vor dem Einstieg habe ich mal einen Blick riskiert: Der Puls steigt willkürlich! Und das Bauchgefühl sagt: "Hm, heute müssen wir ihn ja noch nicht fahren - ein anderes Mal."

Da wir nur zu zweit sind und ich doch noch etwas Respekt vor der Stelle habe (nach all den Lagerfeuer-Geschichten die man schon gehört hat) warte ich erstmal ab und gebe Horstl den Vortritt. Tja, und so ohne ist es auch heute nicht. Schöne Anfahrt, aber kurz vor der Kante schnappt eine kleine Walze zu und dreht bzw. versetzt ihn von der Ideallinie und so geht es der Roten Linie nach gerade runter. Ich höre noch einen dumpfes Bong als Horstl unten ansteht, umkippt und vom Oberwasser erfasst wird. Er kommt zwar mitsammt dem Kajak raus, aber der Wasserdruck von oben hat ihm die Spritzdecke aufgedrückt. Er schafft es aber noch mit Müh und Not ins linke Kehrwasser 10 Meter weiter unten!

Damit steht meine Entscheidung fest: Ich umtrage heute (noch).

Nicht so der Horstl: Boot ausgeleert, hochgetragen und nochmal gefahren, diesmal mit viel Schwung und mit einem schönen Boof die grüne Ideallinie entlang! "Des geht no besser", meint Horst und während ich umtrage, fährt er nochmal. Aber diesmal wieder nicht ideal, sondern wieder ein bissl zu weit rechts und haarscharf an dem Felsen im Unterwasser vorbeigebooft.

Jetzt langts und ab geht's in Richtung Strassenkurve. Tolles Wildwasser, Wellen, Walzen und Steine forden wieder Slalomfähigkeiten, aber auch diesen Abschnitt ohne Probleme gemeistert.

Schon kommt die letzte Schlüsselstelle in Reichweite: das Gewinde, eine versetzte Stufe mit Schlitz. Wieder wird besichtigt und eine Route auserkoren. Wieder fährt Horstl vor, grade drüber und auf die Platte, danach links runtergeplumpst.

Ich hab mir eine andere Route vorgenommen: Gerade anfahren und dann einen Boof nach links über den Schlitz. Anfahrt, Boof, alles paßt! Ein geiles Gefühl!!!

Langsam nähern wir uns dann auch schon dem Ende der Fahrt, auf eine Fahrt bis nach Rottenegg verzichten wir bei dem niederen Wasserstand. Letzlich kommt auch noch kurz die Sonne raus und begleitet und bei dem letzten Stück Genusswildwasser.

Alles in allem ein Traumtag! Perfect Day! Sollte man meinen, dass ich ein wenig überschänglich berichtet habe, so bitte ich zu bedenken, dass ich schon mehr als 4 Jahre darauf warte endlich mal die Rodl zu fahren und es bisher nie geklappt hat!